Die letzte jüdische Schulklasse Augsburgs
Lebenslinien 2.0 zum Gedenken an das Novemberpogrom
Im April 1939, kurz vor seiner erzwungenen Emigration, erhält Fritz Levy – der letzte jüdische Lehrer Augsburgs – ein besonderes Abschiedsgeschenk: ein Fotoalbum mit Einzel- und Gruppenaufnahmen seiner 8- bis 14-jährigen Schüler*innen. Jahrzehntelang liegt es unbeachtet in einer Garage, bis es im vergangenen Jahr von seinem Sohn Frank Tuteur digitalisiert und an den Verwandten Gidon Lev geschickt wird.
Dieser beginnt zu recherchieren – und entdeckt die Geschichten hinter den Gesichtern. Viele der Kinder wurden Opfer der Schoa. Einige, deren Namen in Augsburg bislang unbekannt waren, erhalten nun endlich ein Gesicht. Gidon Lev stößt zudem auf zwei Poesiealben von Mädchen dieser Klasse, die rechtzeitig in die USA fliehen konnten – mit berührenden Einträgen von Mitschülerinnen, die oft nicht überlebten. Gidon Lev hat Nachkommen dieser Kinder weltweit ausfindig gemacht und in bewegenden digitalen Begegnungen zusammengeführt.
An diesem Abend wird das Album erstmals öffentlich präsentiert – mit Frank Tuteur (Kalifornien) und Gidon Lev, der die Geschichten hinter den Bildern lebendig werden lässt und über das Erinnern in unserer Zeit spricht.
Über LEBENSLINIEN
Das Zeitzeugenprojekt LEBENSLINIEN, das im Jahr 2002 vom Jüdischen Museum Augsburg Schwaben und dem Sensemble Theater ins Leben gerufen wurde, bestand viele Jahre aus vier Teilprojekten: eine Matinee im Theater, Zeitzeug*innenworkshops mit Schulklassen, die aufgezeichnet wurden und als DVD zur Verfügung standen sowie ein Katalog zu den jeweiligen LEBENSLINIEN – ein Angebot zur Weitergabe und Lektüre.
Da es nur noch wenige Zeitzeug*innen der ersten Generation gibt, für die die Reise nach Deutschland kaum mehr möglich ist, werden die LEBENSLINIEN seit 2019 als LEBENSLINIEN 2.0, weitergeführt, bei denen die Zweite und Dritte Generation im Mittelpunkt steht.
Eine Übersicht der Publikationen aus der Reihe LEBENSLINIEN finden Sie hier.