Poesie als transformatorisches Tool
Begleitprogramm zu »Feibelmann muss weg. Ein antisemitischer Vorfall aus der schwäbischen Provinz.«
Wie kann man Hass und Hatespeech kontern? In einem Workshop mit der Berliner Lyrikerin Hannah Schraven steht die künstlerische Auseinandersetzung mit Hassnachrichten, die sich gegen Einzelne oder Gruppen in sozialen Netzwerken richten, im Fokus. Mithilfe poetischer Techniken wird aus dem Wortmaterial etwas Neues, sich dem Hass Widersetzendes geschaffen.
Der Workshop mit Hannah Schraven ist zweiteilig angelegt: In einem einführenden Teil wird sich dem Thema Hatespeech und künstlerisch-poetischen Appropriationsverfahren, also Aneignungsverfahren, angenähert. Im zweiten Teil wird das vorhandene Material gesichtet und mittels verschiedener Techniken in Gedichte, visuelle oder textuelle Kommentare umgeformt. Die Teilnehmer*innen können an sie gerichtete Hassnachrichten bearbeiten oder auf eine Auswahl an Hatespeech zurückgreifen, die aus dem Projekt »Decoding Antisemitism« stammt.
Inspiriert ist der Workshop von dem Projekt »Der Newsschredder«, bei dem Hannah Schraven über zwei Jahre hinweg Twitternachrichten mit Schwärzungstechniken und Cut-up zu Mikrokommentierungen und -gedichten zum Zeitgeschehen umformte.
Die Veranstaltung findet im Begleitprogramm zur Ausstellung „Feibelmann muss weg. Ein antisemitischer Vorfall aus der schwäbischen Provinz“ statt, die bis zum 3. September 2023 in der Ehemaligen Synagoge Kriegshaber zu sehen ist. Ab 1933 wurde der Memminger Kaufmann Jakob Feibelmann mit anonymen Hassnachrichten überschüttet, die ihn massiv anfeindeten. Die Ausstellung deckt die Mechanismen dieser Form der Hatespeech auf und zeigt, welche Auswirkungen die Drohschreiben auf Jakob Feibelmanns Leben hatten.
IN KOOPERATION MIT DER PETRA KELLY STIFTUNG UND DEM STAATLICHEN TEXTIL- UND INDUSTRIEMUSEUM AUGSBURG (TIM)