In Zusammenarbeit mit der Augsburger Künstlerin Lisa Frühbeis entstand im Rahmen der Ausstellung »Schalom Sisters* – Jüdisch-feministische Positionen« eine Straßenbahn, die 2021 als Intervention drei Monate lang durch Augsburg fuhr. Die Gestaltung wurde nun mit dem Red Dot Design Award 2021 in der Kategorie „Brands & Communication Design“ ausgezeichnet.

Mit dem Projekt wollte die damalige Leiterin des JMAS, Barbara Staudinger, auch darauf hinweisen, dass alle Forderungen zur rechtlichen Gleichstellung von Frauen auf der Straße begannen. Demonstrationen begleiteten und begleiten die Geschichte des Feminismus – in Deutschland und weltweit. So zeigte die Demonstration auf der Tram protestierende Feminist*innen mehrerer Generationen: Die Suffragetten, die Hippies, und gegenwärtige Feminist*innen. Die Protesttram erinnerte nicht nur an die vielen Frauen, die ihre Rechte auf der Straße durchsetzten, sondern stellte auch die Frage, wofür Frauen heute auf die Straße gehen müssen.

Der Red Dot Design Award zählt zu den größten Designwettbewerben der Welt. In drei Disziplinen reichen Teilnehmer aus aller Welt Produkte, Kommunikationsarbeiten und Marken sowie Prototypen und Konzepte ein. Die Auszeichnung steht international für gute Gestaltungsqualität.

„Wir gratulieren Lisa Frühbeis zu dieser großen Auszeichnung und freuen uns, das dieses innovative Projekt auch aus künstlerischer Sicht gewürdigt wird.“, sagte Museumsleiterin Carmen Reichert anlässlich der Preisverleihung.

Wir haben uns mit der Designerin unterhalten:

JMAS: Herzlichen Glückwunsch zum Red Dot Award für die feministische Protesttram! Erzähl doch mal, wie ist die Tram entstanden?

Lisa Frühbeis: Der Wunsch der damaligen Museumsleiterin Barbara Staudinger und der Projektleitung Souzana Hazan war, dass die Fahrenden mit in das Motiv eingebunden sind. Ich habe deswegen ein paar Vorschläge gemacht, in der die Tür der verbindende Punkt zwischen Motiv und Menschen ist. Durchgesetzt hat sich die Idee, dass die Bahn ein Protestzug wird, an dem die Fahrgäste teilnehmen. Und gerade die Vorreiterinnen des Frauenwahlrechts, die die Ausstellung in den Fokus nahm, waren auch ständig in Bewegung – ihre Treffen waren verboten, sie haben sich in der ganzen Stadt getroffen.

JMAS: Wie bist du konkret vorgegangen?

LF: Gezeigt wurden protestierende Feminist*innen mehrerer Generationen: die Suffragetten, die Hippies, und wir in der Gegenwart. Mir ist bewusst, dass das nicht ganz den vier feministischen Wellen entspricht, aber es trennt sich so visuell erkennbarer voneinander ab. Davon habe ich immer konkreter werdende Skizzen gemacht. Als sie beiden Seiten gefallen haben, wurden sie vektorisiert. Abschließend ging die Datei an eine spezielle Firma, die die Drucke auf der Tram montierte. Und am Ende durfte ich die Tram signieren! Mit Edding, aber ganz legal. Herrlich.

JMAS: Hast du dich auch von Augsburger Figuren inspirieren lassen?

LF: Die coolen Frauen des ehemaligen Atelier Elviras in Ludwigstraße, wo auch ein Teil der Ausstellung stattgefunden hat, fand ich sehr spannend. Sie begegnen mir auch im Nachhinein oft, wenn ich über die bayerische Frauenbewegung lese. In der Gegenwart habe ich die Abbildung lose an einigen meiner aktuellen Vordenkerinnen angelehnt, Stefanie Sargnagel oder Margarete Stokowski. Insgesamt war mir ein diverses Spektrum wichtig.

JMAS: Wer war außer dir an der Ausführung beteiligt?

LF: Yi Luo hat mich bei Farben und der Vektorisierung unterstützt. Die Typografie stammt vom Studio Krebs, das auch die Ausstellungsgestaltung gemacht hat.

JMAS:Wie war es für dich, die fertige Tram zu sehen?

LF: Ein surreales Erlebnis. Erst sieht man das Motiv nur ganz klein, und plötzlich ist es so groß. Und es fährt auch noch! Es zu sehen, war besonders, denn es war jeden Tag auf einer anderen Linie, und es zufällig zu entdecken, oder wenn mir Freundinnen geschrieben haben, dass sie es in der Stadt gesehen haben, war toll. Ein Kunstwerk, das man zwei Minuten sieht, und dann 90 Minuten wartet, um es wieder zu sehen. Etwas ganz besonderes, auch für mich als Projekt in meinem Berufsleben!

JMAS: Und jetzt ist das Projekt Red Dot Award Winner für innovatives Design!

LF: Ich finde es toll, dass das Projekt die Jury eines so großen, internationalen Preises überzeugen konnte. Die Tram ist während des Corona-Lockdowns gefahren, weshalb sie nicht so viele Leute gesehen haben, wie normalerweise. Ich freue mich deswegen zusätzlich, dass sie durch den Preis im Gespräch bleibt!

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