Die Geschichte des Memmingers Jakob Feibelmann hat weit mehr als nur lokale Bedeutung. Sein Fall führt beispielhaft vor Augen, welche Dynamik die Drangsalierung und Einschüchterung von Jüdinnen und Juden nach der NS-Machtübernahme in Deutschland entwickeln konnte. Jakob Feibelmann fand Unmengen anonymer Droh- und Schmähschriften in seinem Briefkasten, die ihn zur Emigration drängten. Anfangs wollte er bleiben – doch 1934 gab er dem Druck nach und floh. In Palästina gelang es dem Kaufmann nicht wirklich, Fuß zu fassen. Im Unterschied zu vielen anderen Betroffenen des aggressiven, staatsgetragenen Antisemitismus der NS-Zeit konnte er aber die an ihn geschickte Drohpost als Beweismittel sichern.

Über 60 der Postkarten und Briefe blieben erhalten. Die einzigartige Sammlung gab den Anlass für die Ausstellung „Feibelmann muss weg“ und den Katalog. In Beiträgen zum Nationalsozialismus in Memmingen, zur Person Feibelmanns, zur Entdeckung und zum Inhalt der Drohschreiben sowie auch zum aktuellen Antisemitismus im Netz setzen sich Regina Gropper, Vincent Hoyer, Michael Ilg, Carl-Eric Linsler, Monika Müller und Monika Schwarz-Friesel mit verschiedenen Aspekten des Falls auseinander und den Fragen, die er an unsere Gegenwart stellt.