Am 07.02.2022 ist Rabbiner Dr. Henry G. Brandt im Alter von 94 Jahren verstorben.
Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben hat mit Rabbiner Brandt einen großen Freund und Förderer verloren. Während seiner Zeit als Gemeinderabbiner der IKG Schwaben-Augsburg hatte er immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen und Fragen und bereicherte zudem in vielfältiger Weise unser Programm. Trotz seiner vielen Termine und Verpflichtungen ließ er es sich nicht nehmen, regelmäßig Vorträge im Museum zu halten.
Seine Lehrhaus-Reihe zu jüdischen Festen und Traditionen war jahrelang eine feste Größe in unserem Veranstaltungskalender, die uns einen bis auf den letzten Platz gefüllten Festsaal garantierte. Denn Henry G. Brandt war ein begnadeter Erzähler, der komplexe Zusammenhänge auf wunderbare Weise mit Geschichten veranschaulichen konnte und dabei immer wieder feinsinnigen Humor durchblitzen ließ. Dass er nie mehr als die vorgesehene Stunde benötigte, um sich in seinen frei gehaltenen Vorträgen eingehend mit dem jeweiligen Thema auseinanderzusetzen, beeindruckte uns stets aufs Neue.
Großem Dank sind wir Henry G. Brandt auch für sein Engagement für die 2010 eingeführte Gesprächsreihe zu den unterschiedlichen jüdischen Strömungen verpflichtet. Er entwickelte mit uns nicht nur das Konzept, sondern vermittelte uns auch die Kontakte zu den Rabbinerinnen und Rabbinern, die als Referent*innen eingeladen wurden und moderierte, solange es sein Gesundheitszustand zuließ, selbst die Gesprächsabende.
Mit der Reihe »Lernen mit dem Rabbiner« begeisterte Henry G. Brandt außerdem über viele Jahre hinweg die Besucher*innen des Europäischen Tags der jüdischen Kultur Anfang September.
Rabbiner Brandt wird uns nicht nur wegen der vielen inspirierenden Veranstaltungen in Erinnerung bleiben, die wir mit ihm durchführen konnten. Auch seinen herzlichen persönlichen Umgang mit dem Museumsteam werden wir nie vergessen. Begegnete man ihm zufällig im Flur oder Treppenhaus, nahm er sich gerne Zeit für ein Gespräch.
Seine Seele sei eingeschrieben in das Bündel des Lebens.