Die ChanukKia von Aaron Guggenheimer ist vom 8. September bis
3. Oktober 2024 in der Ehemaligen Synagoge Kriegshaber ausgestellt.
Zufallsfund in Pariser Auktionshaus
Der Zufallsfund eines Chanukkaleuchters aus Kriegshaber bei einem französischen Auktionshaus ist ein Glücksfall für das Museum. Das wertvolle Silberobjekt stammt aus dem Besitz des ehemaligen Kriegshaberer Rabbiners Aaron Guggenheimer (1793-1872). Museumsdirektorin Dr. Carmen Reichert erzählt: „Eher zufällig entdeckte unser Mitarbeiter den Leuchter im Katalog eines Pariser Auktionshauses. Schnell war klar, dass der Chanukkaleuchter ein wichtiges Objekt für die jüdische Geschichte unserer Region ist. Bei der Versteigerung hat das ganze Team mitgefiebert – wir freuen uns sehr, dass ein so bedeutendes Stück unserer Geschichte dank einer privaten Spende nun nach Kriegshaber und Augsburg zurückkehrt“.
Abschiedsgeschenk mit feinem Dekor
Die Arbeit eines (noch) unbekannten Augsburger Silberschmieds erhielt Aaron Guggenheimer als Geschenk der Israelitischen Kultusgemeinde Kriegshaber. Der heutige Augsburger Stadtteil war damals eine eigenständige Gemeinde. Die auf dem Schaft des Leuchters eingravierte Inschrift lautet: „Zum Andenken dem Herrn Districts:Rabbiner Aron Guggenheimer von seiner Gemeinde Kriegshaber. Vorstaende: Samson Oberdorfer und Jakob Goetz.“ Dies lässt darauf schließen, dass Aaron Guggenheimer den Chanukkaleuchter als Abschiedsgeschenk erhielt, als er 1860 nach Mährisch Aussee (heute Úsov in Tschechien) übersiedelte. Der Leuchter wurde ihm vermutlich durch die damaligen Gemeindevorstände Samson Oberdorfer und Jakob Götz überreicht. Besonders interessant ist die Verzierung des Leuchters: Die sogenannte „Dienerkerze“, mit der die anderen Kerzen angezündet werden, hat die Form eines Ibis, also eines Vogels.
Rabbiner mit weitem Wirkungskreis
Der im mittelfränkischen Dittenheim geborene Aaron Guggenheimer war ab 1819 über 40 Jahre lang Distriktrabbiner in Kriegshaber. Als solcher war er nicht nur für die jüdische Gemeinde in Kriegshaber zuständig, sondern auch für die umliegenden Orte Pfersee, Steppach, Schlipsheim sowie für die wenigen jüdischen Familien in Augsburg. Guggenheimer war ein Anhänger der jüdischen Reformbewegung und predigte daher in deutscher Sprache. Er führte auch ein, dass der Gottesdienst in offenen Bankreihen und nicht an einzelnen Betpulten stattfand. An den Augsburger Gymnasien St. Anna und St. Stephan arbeitete Aaron Guggenheimer als Religionslehrer.
Kriegshaber war einst ein Ort mit überwiegend jüdischer Bevölkerung. Als Vorort des wichtigen Handelszentrum Augsburg gewann der Ort bald an Bedeutung für ganz Schwaben. Die Synagoge in Kriegshaber war das weithin sichtbare Zentrum dieser Gemeinschaft. Die frei gewordene Distriktsrabbinatsstelle in Kriegshaber wurde nach dem Weggang von Aaron Guggenheimer nicht neu besetzt, sondern nach Augsburg verlegt.
Chanukka – Fest des Lichts
Ein Chanukka-Leuchter, auch bekannt als Chanukkia, ist ein spezieller Leuchter, der während des jüdischen Feiertags Chanukka verwendet wird. Er hat neun Arme oder wie im Fall des erworbenen Leuchters Ölschalen, die jeweils einen der acht Tage des Festes repräsentieren, sowie einen zusätzlichen Arm für die so genannte „Dienerkerze“ (hebr. Schamasch). Traditionell wird an jedem Abend des Chanukka-Festes eine weitere Kerze angezündet. Chanukka-Leuchter sind oft kunstvoll gestaltet und können aus verschiedenen Materialien wie Silber, Messing oder Keramik hergestellt sein.
15. Juli 2024