Museumsmodul Schule
Modul 1: Zeitzeug*innenvideos
Mit dem ersten Museumsmodul Schule möchte das Jüdische Museum Augsburg Schwaben (JMAS) dazu anregen, die Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtübernahme auf das Leben von Jüdinnen und Juden und als jüdisch gelesene Menschen in Augsburg und Bayerisch-Schwaben auch im Schulunterricht differenziert in den Blick zu nehmen. Das Modul beinhaltet 14 Kurzvideos von Gesprächen mit Zeitzeug*innen aus Augsburg, die durch das NS-Regime verfolgt und meist auch in die Emigration getrieben wurden.
Biografien
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Biografie
Martin Aub
Martin Aub stammte aus einer gutbürgerlichen Familie in Augsburg. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich das Leben der Familie schlagartig. Da Martin Aubs Vater Jude war, wurden er und seine Geschwister zu »Mischlingen 1. Grades« degradiert.
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Biografie
Liese Fischer, geb. Einstein
Liese Fischer, geb. Einstein, wurde 1925 in Augsburg geboren und wuchs in einer sozial sehr engagierten Familie in Kriegshaber auf. Durch die immer schärfere Diskriminierung nach dem Novemberpogrom 1938 wurde den Einsteins die Gefahr bewusst, in der sie schwebten.
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Biografie
Helmut Hartmann
Helmut Hartmann wuchs in Augsburg auf und wurde evangelisch erzogen. Weil seine Mutter jüdische Wurzeln hatte, galt er aufgrund der Nürnberger Gesetze als »Mischling 1. Grades«.
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Biografie
Walter Jacob
Walter Jacob wuchs in Augsburg als Sohn des Gemeinderabbiners und einer Lehrerin in einem Nebengebäude der Großen Synagoge auf. Trotz des zunehmenden Antisemitismus versuchten seine Eltern, ihre Söhne sorgenfrei und unbeschwert aufwachsen zu lassen.
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Biografie
Eva Labby, geb. Lamfrom(m)
Eva Labby, geb. Lamfromm, kam 1929 in Augsburg zur Welt und wuchs im Bismarckviertel auf. Als Jüdin musste sie 1937 die Volksschule verlassen und besuchte danach die von der jüdischen Gemeinde provisorisch eingerichtete Schule in der Synagoge.
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Biografie
Henry (Heinz Markus) Stern
Henry Stern kam 1927 als Sohn einer traditionell jüdisch lebenden Familie in Augsburg auf die Welt. In und außerhalb der Schule bekamen er und seine Familie den Judenhass immer deutlicher zu spüren.
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Biografie
George (Günter) Sturm
George (Günter) Sturm wurde 1930 in Augsburg geboren und wuchs in der Bahnhofsstraße auf. Während dem Novemberpogrom musste er die Verhaftung seines Vaters und seines Bruders miterleben.
Videos
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Video
Martin Aub – Progromnacht und Folgen | Teil 1
Martin Aub erzählt von den Zerstörungen, die er am Morgen des 10. November 1938 in Augsburg sah.
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Video
Martin Aub – Progromnacht und Folgen | Teil 2
Martin Aub blickt auf die Verhaftung seines Vaters im Zuge des Novemberpogroms zurück und schildert die Folgen, die dieser Gewaltakt für die Familie hatte.
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Video
Martin Aub – Progromnacht und Folgen | Teil 3
Martin Aub schildert, wie sein Vater aus dem KZ Dachau nach Augsburg zurückkehrte.
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Video
Liese Fischer – Veränderungen nach 1933
Liese Fischer erzählt von den Demütigungen, denen sie in der Maria-Theresia-Schule in Augsburg durch eine antisemitische Lehrerin ausgesetzt war.
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Video
Liese Fischer – Pogromnacht und Folgen
Liese Fischer berichtet, wie das Novemberpogrom ihren Eltern klarmachte, dass sie sich nicht auf den guten Ruf ihrer Familie verlassen konnten, sondern nach einem Exil suchen mussten.
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Video
Helmut Hartmann – Veränderungen ab 1933 | Teil 1
Im Video berichtet Helmut Hartmann, wie er als Kind eine rassenbiologische Vermessung im Augsburger Rathaus über sich ergehen lassen musste.
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Video
Helmut Hartmann – Veränderungen ab 1933 | Teil 2
In diesem Video beschreibt Helmut Hartmann, wie er am Realgymnasium in Augsburg (heute: Peutinger-Gymnasium) von Mitschülern schikaniert wurde.
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Video
Walter Jacob – Veränderungen ab 1933
Walter Jacob berichtet, wie sie seine Eltern versuchten, die Gewaltmaßnahmen der Nationalsozialisten von ihm fernzuhalten, aber nicht verhindern konnten, dass er die Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden mitbekam.
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Video
Eva Labby – Veränderungen ab 1933
Eva Labby wuchs behütet auf. Anders als ihre beiden älteren Schwestern, hat sie deshalb, überwiegend positive Erinnerungen an ihr Leben in Augsburg vor ihrer Emigration.
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Video
Henry Stern – Veränderungen ab 1933
Henry Stern musste sich nach 1933 von seinem besten nichtjüdischen Freund zurückziehen. In dem Video schildert er, wie ihn dessen Vater zu diesem Schritt zwang.
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Video
George Sturm – Veränderungen nach 1933
George Sturm schildert, wie jüdische Kinder und Jugendliche die Situation nach 1933 wahrnahmen und welche antisemitischen Erfahrungen er selbst in Augsburg machte.
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Video
George Sturm – Pogromnacht und Folgen
George Sturm schildert, wie jüdische Kinder und Jugendliche die Situation nach 1933 wahrnahmen und welche antisemitischen Erfahrungen er selbst in Augsburg machte.
Zum Projekt
Dem Jüdischen Museum Augsburg Schwaben (JMAS) ist es ein zentrales Anliegen, Schülerinnen und Schüler mit der jüdischen Geschichte und Kultur in Augsburg und Bayerisch-Schwaben vertraut zu machen. Aus diesem Grund bietet es an seinen beiden Standorten in der Großen Synagoge in der Halderstraße und in der Ehemaligen Synagoge Kriegshaber ein breites Vermittlungsprogramm an, das auf vielfältige Weise zum Kennenlernen der Geschichte und Traditionen der Jüdinnen und Juden in der Region einlädt. Mit dem »Museumsmodul Schule – Das JMAS im Klassenzimmer« möchten wir Kindern und Jugendlichen auch außerhalb des Museums eine Begegnung mit dem jüdischen Leben in Augsburg und Bayerisch-Schwaben ermöglichen. In dem neuen Outreach-Angebot stellen wir deshalb ausgewählte Materialien aus unserer Vermittlungsarbeit für den Einsatz im Schulunterricht zur Verfügung.
Die Beziehungen zwischen der jüdischen Minderheit und der Mehrheitsgesellschaft entwickelten sich über die Jahrhunderte hinweg überaus wechselvoll. Akzeptanz und Austausch schlugen immer wieder in Ausgrenzung und Verfolgung um. Dies hat zur Folge, dass Jüdinnen und Juden weithin als Opfer wahrgenommen werden und nicht als eigenständige Akteurinnen und Akteure. Das JMAS legt deshalb großen Wert darauf, die Vielschichtigkeit jüdischer Existenz deutlich zu machen. So sind auch die Vermittlungsangebote zur Zeit des Nationalsozialismus auf die Auseinandersetzung mit Einzelschicksalen ausgerichtet.
Mit dem ersten Museumsmodul Schule möchte das JMAS dazu anregen, die Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtübernahme auf das Leben von Jüdinnen und Juden und als jüdisch gelesene Menschen in Augsburg und Bayerisch-Schwaben auch im Schulunterricht differenziert in den Blick zu nehmen. Das Modul beinhaltet 14 Kurzvideos von Gesprächen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Augsburg, die durch das NS-Regime verfolgt und meist auch in die Emigration getrieben wurden.
Die Videos wurden zwischen 2008 und 2015 im Rahmen des Zeitzeugenprojekts „LEBENSLINIEN. Deutsch-jüdische Familiengeschichten“ aufgezeichnet, das vom Jüdischen Museum Augsburg Schwaben und dem Sensemble Theater ins Leben gerufen wurde, um an die Novemberpogrome von 1938 und ihre Folgen zu erinnern. Die eingeladenen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichteten jeweils bei einer öffentlichen Matinee und bei mehreren Schüler-Workshops im Museum über ihre Lebens- und Familiengeschichte. Zum Nachlesen und Vertiefen wurde diese jeweils auch in der Katalog-Reihe zu den LEBENSLINIEN veröffentlicht.
Durch unseren regen Austausch mit Lehrinnen und Lehrern wissen wir, dass sich komplexe neue Lerneinheiten im Schulalltag oft nur schwer realisieren lassen. Das Museumsmodul geht deshalb einen anderen Weg. Die Inhalte sind so konzipiert, dass sie ohne großen Aufwand und zeitlich flexibel in bereits bestehende Unterrichtseinheiten integriert werden können. Neben den Videoclips enthält das Modul auch Kurzbiografien zu allen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.
Dank
Unser ganz besonderer Dank gilt Markus Litpher, der die Realisierung dieses Outreach-Projekts ermöglicht hat.
Die Idee zu dem Projekt haben wir mit der Grafikagentur YEAH in Augsburg umgesetzt, der wir für die vertrauensvolle Zusammenarbeit ganz herzlich danken. Außerdem möchten wir an dieser Stelle auch nochmals Christian Geier und Mario Draghina Dank sagen, die viel Engagement in die filmische Dokumentation der LEBENSLINIEN investiert haben.
Die in dem Unterrichtsmaterial enthaltenen Texte, Bilder und Zeitzeugenvideos sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte an diesen Materialien liegen beim Jüdischen Museum Augsburg Schwaben oder den jeweiligen Rechteinhabern. Die Verwendung dieses Materials ist ausschließlich für Bildungszwecke im Rahmen des Unterrichts gestattet. Eine Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Aufführung der Inhalte ohne ausdrückliche Genehmigung des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben oder der Rechteinhaber ist untersagt. Für weitere Informationen oder Anfragen zur Nutzung der Materialien wenden Sie sich bitte an das Jüdische Museum Augsburg Schwaben.