Eine Fußnote zur Ausstellung »Schalom Sisters*! – Jüdisch-feministische Positionen«

1927-1930 erschien in Berlin, herausgegeben vom Jüdischen Verlag, ein bis heute einzigartiges Werk: »Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden«. Über 300 jüdische Gelehrte und Schriftsteller – die jüdische Wissenschaft war eine männliche Disziplin – hatten sich an der Entstehung dieses deutschsprachigen Nachschlagewerks beteiligt, »das über alle wichtigeren Gegenstände, Probleme und Personen des vergangenen und gegenwärtigen jüdischen Lebens auf wissenschaftlicher Grundlage allgemeinverständliche Auskunft gibt«, wie die Herausgeber, Georg Herlitz und Bruno Kirschner im ersten Band des Lexikons schreiben.

Das Projekt sollte anders werden, als allgemeine Enzyklopädien oder wissenschaftliche Werke. Es sollte einem breiten Publikum die Ergebnisse der Wissenschaft des Judentums zugänglich machen – in deutscher Sprache. Aus diesem Grund widmet sich auch ein Kapitel der Einleitung der »Umschrift«, also der Übertragung der hebräischen Schrift in lateinische Buchstaben. Die Herausgeber entschieden sich, sowohl die süddeutsche als auch die norddeutsche Aussprache des Hebräischen zu berücksichtigen, als auch eine Umschrift zu wählen, die es einem der Sprache nicht mächtigen Publikum leichter machen sollte, hebräische Begriffe richtig auszusprechen.

In Spalte 142 des vierten Bandes, der 1930 erschien, findet sich der Eintrag zu »Schalom«, »die im modernen Hebräisch allgemein übliche Grußformel (…) als solche auch insbes. in Palästina und von Zionisten gebraucht.«

Nicht immer halten wir uns an die Umschrift des »Jüdischen Lexikons«, vieles ist jedoch auch heute noch gültig. Daher schreiben wir in Erinnerung an die jüdische Wissenschaft, die nur wenige Jahre nach Erscheinen des »Jüdischen Lexikons« in der Schoa ausgelöscht wurde und in Erinnerung daran, dass diese eine deutsche Wissenschaft war, »Schalom«.

Barbara Staudinger

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