Seit November 2021 gibt es am Museum, gefördert durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste und die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, eine Stelle, die sich ausschließlich mit Provenienzforschung befasst.

In der Gründungszeit des Museums, das in den 1980er Jahren im synagogalen Gebäudekomplex eingerichtet wurde, kam es unter anderem zu Objekt-Übergaben der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg (IKG) an das JMAS. So setzt sich ein Teil der zu untersuchenden Objekte aus ehemaligem Besitz der IKG aus der Vor- und Nachkriegszeit zusammen. Darunter befinden sich zahlreiche Objekte aus den ehemaligen jüdischen Gemeinden Bayerisch-Schwabens, die entweder vor 1933 in den Besitz der IKG Augsburg übergegangen sind oder ihr nach 1945 durch Restitution übereignet wurden. Nach einer ersten Bestandsaufnahme weist vornehmlich die Provenienz der Silber- und Textil-Judaica erhebliche Lücken auf. Daher gilt es die Herkunft des ausgewählten Bestandes systematisch zu prüfen, Geschichte und Eigentumsverhältnisse insbesondere in der Zeit zwischen 1933 und 1945 zu recherchieren und möglichst lückenlos zu dokumentieren.

Ausgangspunkt für den Beginn der Forschungen war eine bei Recherchearbeiten aufgefundene Inventarliste aus dem Archiv des JMAS, die den Grundstock der Museumssammlung abbildet. Neben veralteten Inventarnummern, vergeben durch die IKG, waren diesen auch andere Inventarnummern mit abweichendem Inventarnummernschema zugeordnet. Erste Vermutungen hinsichtlich einer 1938 erfolgten Arisierung konnten bereits mittels einer Überblicks-Recherche bestätigt werden: Die vormals der Jüdischen Gemeinde Augsburg gehörenden Ritualgegenstände waren in der Zeit des Nationalsozialismus an ein Städtisches Museum in Augsburg übergeben worden. Nach 1945 wurden die Zeremonialgegenstände offiziell an die IKG restituiert. Jedoch wurde allem Anschein nach mit Gründung des JMAS ein Teil der restituierten Gegenstände an das Museum abgegeben, ohne dass die IKG davon Kenntnis genommen hat. Die Gemeinde vermutet die Kultgegenstände bis heute als vermisst.

Mit Hilfe des Forschungsprojekts sollen die Provenienzen und Besitzverhältnisse der betroffenen Objekte nun endgültig geklärt werden. Die Ergebnisse der Forschung werden nach Abschluss des Projektes in einer Online-Ausstellung öffentlich zugänglich gemacht. Darüber hinaus sollen die Erkenntnisse in den nächsten Jahren in die neue Dauerausstellung integriert werden. Nach Beendigung der geplanten Renovierungsarbeiten an der Synagoge ist eine Sonderausstellung geplant, die die Ergebnisse der Provenienzforschung anschaulich darstellt.

Bisher wurde im Zuge des Projektes das Gemeindearchiv der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg ausgewertet. Soweit vorhanden, wurden sowohl Ankaufs- bzw. Übergabeakten als auch Privatkorrespondenzen aus dem Museumsarchiv ausgewertet. Die aufgefundenen und relevanten Dokumente werden bis zum Ende des Projektes kontinuierlich in die neue Datenbank des Museums eingepflegt und miteinander verknüpft. Darüber hinaus werden alle Objekte einer Objektautopsie unterzogen und dezidiert auf ihre Provenienzmerkmale untersucht. Hierbei konnten bereits überaus aufschlussreiche Rückschlüsse wie auch Erkenntnisse gewonnen werden, die ebenfalls in der internen Datenbank festgehalten werden. Im Anschluss hieran erfolgt ein Abgleich mit früheren Bestandskatalogen des JMAS als auch mit jenen des damaligen städtischen Museums. Darüber hinaus ist das JMAS bestrebt, einen Abgleich der Theodor Harburger Inventarisation mit den vorhandenen Objekten vorzunehmen

Hier ist gut zu sehen, wie die Objekte zu Zeiten Harburgers instand gesetzt waren. So können erste chronologische Eingrenzungen ob der Zustandsveränderung der Objekte vorgenommen werden. Es ist darüber hinaus notwendig, ausgewählte Objekte einem Restaurator zuzuführen, um den gegenwärtigen Zustand der Objekte gewährleisten zu können.

Im nächsten Schritt gilt es, die regionalen Archive zu visitieren und auszuwerten, vornehmlich zuerst die der Stadt Augsburg. In einem zweiten Schritt werden auch die weiteren regionalen und überregionalen Archive überprüft. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

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