Tagungsrückblick

Unter dem Titel „Hefker. Fragmente jüdischen Lebens in Schwaben erforschen“ fand am 18. und 19. Juni 2023 in der Ehemaligen Synagoge Ichenhausen ein wissenschaftliches Kolloquium in Erinnerung an den vor einem Jahr verstorbenen Mitbegründer des Jüdischen Museums, Gernot Römer, statt. Der ehemalige Chefredakteur der „Augsburger Allgemeinen“ und jahrelange Vorsitzende der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben war ein Pionier in der Erforschung des schwäbischen Judentums. Ab 1983 publizierte er zahlreiche Bücher zum jüdischen Leben in Schwaben und seiner Zerstörung in der Zeit des Nationalsozialismus. Dabei knüpfte er unermüdlich Kontakte zu emigrierten Jüdinnen*Juden und ihren Nachkommen, führte Interviews mit ihnen und trug Quellen zu ihrer Familiengeschichte zusammen. Auf diese Weise baute er nach und nach eine umfangreiche Sammlung zur jüdischen Geschichte der Region auf, die er 2019 dem Jüdischen Museum Augsburg Schwaben übergeben hat.

Das zweitägige Kolloquium bot den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, ihre Erinnerungen an Gernot Römer zu teilen und seinen herausragenden Beitrag zur Erforschung der jüdisch-schwäbischen Geschichte zu würdigen. Den Auftakt bildeten drei Vorträge, die der Biografie und dem Wirken Gernot Römers nachgingen. Römers Methodik folgend, kleinen Spuren der Erinnerung an jüdisches Leben in Bayerisch-Schwaben nachzugehen und auf diese Weise Geschichte(n) neu zu entdecken – gingen Forscherinnen und Forscher am zweiten Tagungstag aus der Perspektive ihrer verschiedenen Fachdisziplinen heraus Spuren jüdischen Lebens nach. In seinem öffentlichen Abendvortrag ordnete der Musikwissenschaftler Franz Körndle die Debatte um Orgeln in der Synagoge am Beispiel der Augsburger jüdischen Gemeinde der Vorkriegszeit in die Geschichte der Orgel als liturgisches Instrument in Christentum und Judentum ein. Musikalisch umrahmt wurde der Vortrag vom Duo Nefesh der IKG Schwaben-Augsburg.

Im Fokus vieler Vorträge standen die Themen, die Gernot Römer besonders am Herzen lagen: Die Erinnerung an die Shoah und die Folgen des Nationalsozialismus, Fragen der Erinnerungskultur, der historischen Aufarbeitung und der gesellschaftlichen Verantwortung für das materielle und immaterielle Erbe jüdischen Lebens. Dabei wurden neue Perspektiven der Forschung vorgestellt und Chancen aufgezeigt, sich in der Tradition Gernot Römers weiter mit Themen der jüdisch-schwäbischen Geschichte auseinanderzusetzen.

Die Tagung wurde vom Jüdischen Museum Augsburg Schwaben mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Augsburg-Schwaben und dem Bezirk Schwaben ausgerichtet und vom Verein der Freund*innen und Förder*innen des Museums freundlich unterstützt. Eine Publikation der Ergebnisse in einem Tagungsband ist geplant.

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