Wie gestern bekannt wurde, ist unser Mitbegründer, langjähriger Freund und Unterstützer Gernot Römer im Alter von 93 Jahren verstorben. Der Journalist, ehemalige Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen und Ehrenvorsitzende der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben war ein Pionier der Erforschung von Lebensgeschichten schwäbischer Jüdinnen und Juden. „Dass das jüdische Museum so werden konnte, wie es heute ist, haben wir vor allem auch der Arbeit Gernot Römers zu verdanken“, sagte Hans-Eberhard Schurk, Vorstand der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben anlässlich der Nachricht.
Schon in den frühen 1970ern, als sich kaum jemand für die Shoah, die Überlebenden und ihre Geschichten interessierte, begann Römer, die Berichte von Zeitzeug*innen zu sammeln und zu veröffentlichten. Die Mehrheit der Gesellschaft war damals noch nicht bereit, sich mit dem Vermächtnis der Zeitzeug*innen auseinanderzusetzen. Römer musste zeitweise sogar unter Polizeischutz arbeiten. Und er arbeitete viel: Vor seinem aufwändigen Job als Chefredakteur legte er oft noch eine „Frühschicht“ im Staatsarchiv ein, das sich damals in Neuburg befand.
Er setzte sich für das Gedenken an die Ermordeten ein und suchte das Gespräch mit den Überlebenden. Bis zuletzt pflegte er den Kontakt zu Nachfahren schwäbischer jüdischer Familien in den USA und in Israel. Die Existenz des Gedenkraums im Augsburger Rathaus ist wesentlich sein Verdienst, und auch die Schaffung des Jüdischen Museums in Augsburg, eines der ersten jüdischen Museen der Bundesrepublik, trieb er voran. Er war seit der Gründung 1983 Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben, viele Jahre als dessen Vorsitzender, seit 2017 als Ehrenvorsitzender. 2019 vermachte er dem Museum seine umfangreiche Sammlung aus Dokumenten und Fotos. Die Geschichten und Erinnerungen der Jüdinnen und Juden aus Augsburg und Schwaben, die er gesammelt und so erhalten hat, bilden eine unschätzbare Quelle für die Museumsarbeit.
Gernot Römer starb am 12. Juni 2022. Sein wissenschaftliches und gesellschaftliches Vermächtnis wird noch lange fortwirken.